Im Gespräch mit Marlen Wagner

In ihrer Fotokunst findet Marlen Wagner einen Weg, ihre Leidenschaft für den Tanz und ihre Faszination für Bewegungsschwünge und Linien zu verbinden.

Was ist für dich der Unterschied zwischen Fotokunst und Urlaubsschnappschüssen?

„Es kann sein, dass man durch einen Schnappschuss etwas ganz Tolles findet – das ist Zufall. Bei meiner Fotokunst ist auch das Medium oder das Material oft Zufall. Denn wenn ich Tänzerinnen und Tänzer fotografiere, wähle ich meist die Option der ‚Serienfotografie‘, das heißt, ich mache manchmal 400 Fotos oder mehr in einer Stunde – und dann wähle ich aus. Wenn mich etwas an einem Foto anspricht, dann will ich dem nachspüren und herausfinden, was das Besondere daran ist. Aber Schnappschüsse aus dem Urlaub würde ich so nicht bearbeiten, ich würde vielleicht den Horizont begradigen oder ein bisschen aufhellen.“

Hast du sofort eine Idee im Kopf, wie du deine Aufnahmen im Nachhinein bearbeiten könntest, wenn du sie machen?

„Es kommt sehr selten vor, dass ich sofort eine Idee im Kopf habe. Ich sehe einfach, ich beobachte, ich fotografiere. Und deshalb kann es passieren, dass meine Fotos manchmal ein oder zwei Jahre in der Schublade liegen bleiben. Ich schaue sie mir immer wieder an. Irgendwann macht es in meinem Kopf „klick“ und ich weiß, was diese Fotos mir sagen, und dann arbeite ich diese Eigenschaft heraus. Ich habe auch Fotos von vor fünf Jahren, die überhaupt nicht gesprochen haben. Sie sagen immer noch nichts, außer: ‚Wir sehen ganz hübsch aus‘ – und ich glaube, das reicht nicht.“

Deine Fotografien konzentrieren sich auf Bewegung und Tanz. Wie gehts du bei der Auswahl deines Motivs vor? Findest du das Motiv oder findet es dich?

„Das ist unterschiedlich. Wenn ich unterwegs bin und mir etwas über den Weg läuft und es sagt: ‚Hallo, hier bin ich‘, dann findet mich das Motiv. Es kann aber auch sein, dass ich gezielt losziehe, wenn ich von einer Tanzveranstaltung lese, die im öffentlichen Raum stattfindet. Dann beobachte ich, was passiert. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass ich zugeschaut und die Kamera gar nicht erst ausgepackt habe, weil die Performance in keiner Weise meinem Gefühl für Bewegungsformen und Tanz entsprach. Zum Beispiel, wenn ein Tanz zu vorhersehbar war.

Wenn du nur ein Wort oder einen Satz hätten, um dein fotografische Arbeit zu beschreiben – wie würde dieses Wort oder dieser Satz lauten?

„Wenn es sich nur auf die Tanzfotografie beschränkt: in motion.“

Anne Wonneb, Berlin 2014