Im Gespräch mit Robert Krokowski

Robert Krokowski beschäftigt sich als Schriftsteller und Textpraktiker mit der Kreation von Wörtern, Schriftzeichen sowie der Entschlüsselung von Botschaften. Zudem führt er Performances und Installationen im ländlichen und urbanen Raum durch. Robert Krokowski lebt und arbeitet in Berlin. Im Gespräch gibt er Einblicke in seine künstlerische Arbeit.

Die Schrift der Engel ist eines deiner zentralen Projekte. Die Arbeiten rund um das Projekt sind häufig mit Kooperationen mit anderen Künstlern verbunden. Was reizt dich an der Zusammenarbeit mit anderen Kreativen?

„Das Spannende an einer Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern besteht für mich darin, immer wieder mit Überraschendem konfrontiert und von Neuem herausgefordert zu werden. Ich schätze Erfahrungen, ich alleine vielleicht nie gemacht hätte. Ich bin kein Einzelkämpfer immer daran interessiert, Projekte, die ich durchführe, zusammen mit anderen zu machen. Es ist wie beim Tanzen. Deshalb arbeite ich in meinen Kunstprojekten einzelne Schritte gerne mit jeweils einer Partnerin oder einem Partner aus, improvisierend, wie beim Tangotanzen zum Beispiel.“

Gibt es eine Künstlerkooperation, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist oder dich in deiner Arbeit besonders gefordert hat?

„Besonders war und ist die Zusammenarbeit mit der amerikanischen Künstlerin Anjolie York, die ich vor vielen Jahren während meinem Projekt „Selbst-Beschreibungen“ kennenlernte. Ich suchte damals auf der Plattform Flickr Menschen, die sich gerne selbst porträtieren. Und Anjolie war eine derjenigen, die sich für mein Projekt begeistern konnte. Wir haben über viele Jahren einen sehr langen E-Mail-Briefwechsel geführt und uns eigentlich auch nur über diesen E-Mail Briefwechsel kennengelernt. Vieles, was in dieser Zeit passierte, war für mich eine intensive Erfahrung. Und ich bekam viele Anregungen, aus denen wieder weitere Projekten entstanden sind.“

Im Kontrast zu deinen Arbeiten als Textpraktiker und Schriftsteller stehen deine Landart-Arbeiten. Wie bist du dazu gekommen?

„Ja, es scheint zunächst erst mal, als seien diese beiden Felder Gegensätze. Landart ist etwas ganz anderes, als auf dem Papier oder Computer an einem Text zu arbeiten. Es macht einfach Spaß, raus zu gehen und draußen in der Landschaft Kunst zu machen. Landart ist für mich ein ganz spannendes Feld. Ich arbeite sehr gerne am Strand, der Übergangszone zwischen dem Meer und dem Land, da mich Übergangszonen, Interfaces, Zwischenzonen und Schwellen besonders interessieren.“

Wenn du nur ein Wort oder einen Satz zur Verfügung hättest, deine künstlerische Arbeit zu beschreiben – wie würde dieses Wort oder dieser Satz lauten?

„Inframince.“

Was ist/sind Inframince?

„Es ist ein Wort, das Marcel Duchamp erfunden hat. Dieses Wort bezeichnet ein Reibungsgeschehen. Er hat zum Beispiel gesagt, Inframince sei das, was entsteht, wenn zwei Hosenbeine aus Samt aneinander reiben. Dann ist da ein hauchdünnes Empfinden, ein ästhetischer Prozess, der sich abspielt. Solche hauchdünnen Schnittstellen, Berührungsflächen, Reibungsflächen zwischen den Dingen und Prozessen sind für mich in meiner Arbeit sehr interessant und wichtig. Inframince-Produktion ist ein sehr schönes Wort, um einen Teil der Ergebnisse meiner Arbeit zu beschreiben.“

Fragen: Anne Wonneb, Berlin 2014