Seit 2005 arbeitet Marlen Wagner mit Labyrinthen. In ihren Landart-Installationen in Berlin und an der Ostsee verwendet sie verschiedenste Materialien. Aber auch in Texten, Fotos und Videos werden die labyrinthischen Formen verarbeitet; in Performances werden sie bespielt: verstrickt in das rote Garn, die Linien der Form abschreitend, tanzend.
Doch immer bleibt die Mitte der geschlossenen Labyrinthe leer. Marlen Wagner schreibt dazu:
Das Labyrinth gehört – wie das Rätsel – allen und keinem. Es bietet Raum allen Interpretationen und Indienstnahmen – und gibt keiner den Vorzug. So bewahrt es die ihm eigene Rätselhaftigkeit und verweigert sich letztendlich der klaren Rede des »Ja, ja«, »Nein, nein«. Und manchmal hält auch des Rätsels Lösung keine Erlösung bereit. Denn dort wo Verstand und Vernunft die Messer aneinander wetzen und mit chirurgischer Präzision eindringen, mit schneidender Klarheit etwas ans Licht zerren, das dann in eben diesem Licht erstarrt, dort bleibt letztendlich nur seine vertrocknete Hülle.
Das Rätselhafte bietet Erfahrungen eine Chance, sich zu entwickeln, zu entfalten. Wenn es keine falschen Wege gibt, dann kann man lachend in die Irre gehen. Dann ist es möglich, über die Mauern vermeintlicher Sackgassen zu springen, Umwege als Gewinn zu erleben und mit federleichter Berührung jenes Etwas freudig zu bestaunen, das am Wegesrand auftaucht.
Wer sich gestattet, den Schmetterling auf der eigenen Hand anzuschauen, ohne zuzufassen, wird sehen, wie seine Schönheit die Augen aufschlägt. Wer jedoch zufasst, um genauer in Augenschein zu nehmen, dem bleibt nichts als der Staub an den Fingern und ein toter Körper zu seinen Füßen.
E-Publikation 2018: labyrinth. at center blankness.