Dazwischen und mittendrin

alt="alt="Dazwischen. Angelus suspensus - Der Engel der Geschichte. Fraktalwerk Werkstattschau auf dem Pastorale Kongress 2024; Titelbild des Videos">

„Dazwischen“ bezeichnet ein Zugegensein, welches scheidend und unterbrechend in Raum und Zeit wirkt. So erscheint es, wenn der Blick von außen nach innen gerichtet wird. Wird er jedoch von innen nach außen gerichtet, wird nicht die Scheidung thematisiert, sondern die Grenzen, die sich auftun. Beiden Blicken gemeinsam ist die Binarität, die säuberliche Trennung von innen und außen, und eine schon darin angelegte Ausgrenzung.

Doch anderes ist nicht nur denkbar, sondern auch lebbar. Der Jubiläumskongress der Pastoraltheologie in Berlin im September 2024 thematisierte eben diese Möglichkeiten und ihre Umsetzung in der Praxis.

Tertium datur
Nicht nur Trennendes thematisiert „Dazwischen“. Zwischen allen Stühlen zu sitzen bedeutet auch, Verbindungen aufnehmen zu können – mitten drin zu sein.

„Wir sind mittendrin“ – damit beginnt Tom Sojer seine Reflexion zur Abendveranstaltung des Fraktalwerk auf dem Kongress. „Wir“, das sind all jene Teilnehmenden des Kongresses, die sich entschieden haben, neugierig die Herausforderung des Treffens von Pastoraltheologie und Kunst anzunehmen. Als interessierte Zuschauerinnen und Zuschauer im ersten Teil – als Partizipierende im zweiten.

Zwischen Kunst und Nicht-Nichtkunst, zusammen mit Künstlern und Nicht-Künstlern – das eigene Ding und gemeinsame Sache machen: das ist die Arbeitsweise von Fraktalwerk. Zuschauende sind niemals „nur“ Zuschauende. Im Schauen haben sie teil an den Prozessen, die vor ihren Augen und Ohren stattfinden. Schauen und Hören sind (im besten Fall) nicht passive Prozesse, sie benötigen eine aktive Hinwendung zum Geschehen. Das unterscheidet Dabeisein von reiner Anwesenheit.

Plötzlich befinden sich die Kongressteilnehmerinnen und Kongressteilnehmer dazwischen – zwischen ihren Kongress zur Pastoraltheologie und der Kunst des Fraktalwerks. So heftig auch die Diskussionen während des Kongresses waren – nun haben sie ihre Komfortzone der Theorie verlassen.

Die Gelegenheit beim Schopfe fassen
Am Ende des ersten Teils werden sie sogar aufgefordert, einen Schritt weiter zu gehen. In den Teil des Raumes, der eine Stunde lang unbespielt hinter ihren Rücken lag. Mit Körper und allen Sinnen teilzuhaben an der Erkundung eines anderen Zwischenraumes: dem zwischen Zweien, die sich zusammen bewegen – und dem zwischen den Paaren, die sich miteinander und inmitten der anderen bewegen. Möglichst, ohne einander auf die Füße zu treten. Diesen Zwischenraum zu erspüren, mit den Armen und mit den sich berührenden Händen zu überbrücken, im freudigen Miteinander – auch das thematisiert das Dazwischen ebenso wie das Mittendrin.

Mit jedem Schritt betreten die Teilnehmenden nicht nur einen anderen Raum – sie treten auch ein in eine andere Zeit. Aus der Chronologie des Kongresses heraustretend, können sie die Gelegenheit beim Schopfe fassen – in anderer Präsenz. Ende offen.